Thesis2013

Das Geschlecht der Öffentlichkeit: deutsche und russische Frauenzeitschriften und ihr Publikum im frühen 20. Jahrhundert

Abstract

Frauenillustrierte gelten bislang als seichte Unterhaltungsblätter, die ihr weibliches Publikum auf konservative Rollenmodelle und Konsum festlegen. Analyse und Vergleich der deutschen und russischen Frauenpresse am Beispiel von "Die Welt der Frau" (1904-1920) und "Ženskoe Delo" (Die Sache der Frau, 1910-1918) revidieren diese tradierte Auffassung. Denn diese feministisch-populären Frauenzeitschriften gehörten zu den ersten Fotoillustrierten, die eine emanzipatorische Programmatik mit den damals modernsten Visualisierungsstrategien propagierten: Zahlreiche Fotografien unterstrichen die Forderungen nach Gleichberechtigung, Bildung und Berufstätigkeit. Beiträge über Haushalt, Reisen, Mode und Sport präsentierten individualisierte Lebenswege für die "moderne Frau". Mit der Einbettung von "Die Welt der Frau" und "Ženskoe Delo" in die Entwicklung von Massenpresse, Fotojournalismus und Frauenbewegung leistet die vorliegende Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Geschlechter-, Medien- und Kulturgeschichte des Deutschen Kaiserreichs und des Russischen Zarenreichs nach 1900. So zeigt sich, dass die inhaltlich-formale Modernität dieser kommerziellen Zeitschriften maßgeblich zum selbstbewussten Ausdruck von Frauenleben in der Öffentlichkeit beitrug. In Massenauflagen gedruckt, fanden sie großen Anklang beim weiblichen Publikum. Für die ersten Journalistinnen stellten sie einen beruflichen Emanzipationsraum dar, in dem Frauen leitende Funktionen ausübten. Die Unterschiede zwischen beiden Blättern hatten gesellschaftspolitische Ursachen. Das ausgehende Zarenreich jedoch mit dem Etikett 'rückständig' zu belegen, erweist sich als zu einfach: Im Mediensektor beschritt es moderne Wege.

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