Die GRU – Russlands Militärgeheimdienst
In: Russland-Analysen, Heft 459, S. 6-11
Abstract
Die Glawnoje raswedywatelnoje uprawlenije (GRU) – der russische Militärgeheimdienst und im Deutschen auch als Hauptverwaltung Aufklärung bekannt – ist neben dem Dienst für Außenaufklärung (Sluschba wneschnej raswedki, SWR) und dem Föderalen Sicherheitsdienst (Federalnaja sluschba besopasnosti, FSB) wohl der geheimste Nachrichtendienst Russlands. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges firmierte die Militärspionage auch unter der Bezeichnung der Raswedka. Ihre Tätigkeit war und ist keiner parlamentarischen Kontrolle unterworfen. Sie ist nur dem Verteidigungsminister und dem Präsidenten Rechenschaft schuldig. Weitgehend fehlt die Erfahrung, unter demokratischen Bedingungen zu operieren. In seiner Jahrhunderte währenden Geschichte folgte der Militärgeheimdienst meist den Vorgaben autokratischer oder diktatorischer Regime. So hat sich über Jahrzehnte eine Organisationskultur entwickelt, welche die Ausfertigung von wohlgefälligen Geheimdienstanalysen begünstigte, selbst wenn diese in keiner Weise der Realität entsprachen. Nicht selten führten deshalb die von der politischen Führung gewünschten Lagebilder zu fatalen Fehleinschätzungen, weil sie zu oft die Selbstannahmen der jeweiligen Entscheidungsträger bedienten.
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