»Bürokratie« als negative Markierung: Zur Semantik von Staats- und EU-Kritik
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 48, Heft 4, S. 612-636
Abstract
Seit 40 Jahren wird in Deutschland Entbürokratisierung versprochen und praktiziert. Das Versprechen suggeriert, der Staat reagiere auf Unbehagen an der Bürokratie - ein Versprechen, das er kaum erfüllen kann. Zugleich marginalisiert der Entbürokratisierungsdiskurs die demokratisch erforderliche Verwaltungs-, Staats- und Rechtskritik. Das funktioniert auch deshalb, weil das Wort Bürokratie nicht als deskriptiver Analysebegriff eingeführt wurde, sondern seit über 200 Jahren einen Diskursraum, eine Markierung für Kritik, Kampf und Ressentiments unterschiedlichster Art eröffnet. Im Beitrag werden die Funktionsweise und mögliche negative Folgen dieser Kritik durch Markierung als Bürokratie diskutiert.
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