Sym fiction. Storytelling als affiziertes Theoretisieren bei Donna Haraway
In: Zeitschrift für theoretische Soziologie: ZTS, Heft 2, S. 325-352
Abstract
Dieser Beitrag untersucht die ästhetisch-theoretische Strategie des Storytelling im Werk Donna Haraways. Vor dem Hintergrund der Werkentwicklung sowie der über die Wissenschaft hinausreichenden Popularität Haraways wird gezeigt, welche formal-stilistischen und atmosphärischen Affizierungstechniken beim Storytelling eingesetzt werden. Als zentrale Verfahren werden die Ironie, die Musterbildung und Figuren bzw. Figurationen herausgearbeitet und auf den Status der Autorinnenfigur bezogen. In einem exemplarischen Vergleich des Cyborg Manifests als Schlüsseltext des Frühwerks und dem jüngsten Buch Staying with the Trouble analysiert der Beitrag, wie Haraway auf die zeithistorisch veränderte Problemlage der ökologischen Krise auch mit einer Umstellung der Affizierungstechniken reagiert: Von der Ironie der Cyborgfigur hin zur starker postironischen Figur des Komposts. Anhand der sym fiction und der kontroversen Debatte um die Frage der Bevölkerung im Chthuluzän soll es schließlich darum gehen, welche problematischen Effekte, Auslassungen und Verselbstständigungen mit der Kompostfigur einhergehen. Indem die Perspektive über den Text hinaus auch um die Rezeptionsseite erweitert wird, kann nicht nur erklärt werden, wie Haraways Texte affizieren, sondern auch, wie das Affiziertwerden der Lesenden im Denkkollektiv zur Zirkulation – und damit zum Schillern – der Figur Haraway beitragt.
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