Akzeptanz und Skepsis: Einstellungen und Verhalten von Patienten der Alternativ- und Schulmedizin
In: Zeitschrift für Gesundheitspsychologie: European journal of health psychology, Band 9, Heft 2, S. 57-66
Abstract
Zusammenfassung. Auf dem Hintergrund steigender Kosten im deutschen Gesundheitswesen kommt der Alternativmedizin eine neue Bedeutung zu. Die Häufigkeit der Inanspruchnahme alternativmedizinischer Leistungen wurde bereits in mehreren Studien mit internationalen Vergleichen untersucht. Nach einer theoretischen Einordnung gesundheitsbezogener Konzepte wird in der vorliegenden Untersuchung gefragt, welche Erfahrungen und subjektiven Theorien bzw. Überzeugungen Menschen veranlassen, alternative Heilmethoden oder eine schulmedizinische Behandlung in Anspruch zu nehmen. Die Stichprobe bildeten 98 in alternativmedizinischen und 107 in schulmedizinischen Praxen angeworbene PatientInnen. Beim Vergleich der Gruppen zeigt sich in den Skalen der subjektiven Behandlungstheorie, der Bewertung der unterschiedlichen Behandler und der gesundheitsbezogenen Kontrollüberzeugungen durchgängig eine kritische Distanz und Unzufriedenheit der alternativmedizinisch behandelten Personen hinsichtlich der Schulmedizin. Außerdem bewerten sie eine Reihe der Beschwerden bzw. Erkrankungen als eher psychologisch verursacht und geben an, sich in ihrer Ernährung gesundheitsbewusster zu verhalten als die Vergleichsgruppe. In der Diskussion wird vorgeschlagen, zukünftig ein Längsschnittdesign zur Kontrolle möglicher Einstellungs- und Verhaltensänderungen im Verlauf der Therapie zu wählen und die differentielle Inanspruchnahme alternativer Heilmethoden in Abhängigkeit von der Art der Erkrankung zu berücksichtigen.
Problem melden