Alkoholbezogene Störungen bei Menschen in Einrichtungen der stationären Altenhilfe: eine bundesweite repräsentative Studie
In: Sucht: Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis, Band 55, Heft 5, S. 292-302
Abstract
Fragestellung: Ziel der Studie war es, erstmals in Deutschland auf der Grundlage einer bundesweiten repräsentativen Stichprobe die Prävalenz alkoholbezogener Störungen und damit assoziierte Charakteristika in der Bewohnerschaft von Altenpflegeheimen zu ermitteln. </p><p> Methodik: Ausgehend von einer für Deutschland repräsentativen Zufallsstichprobe von 609 vollstationären Pflegeeinrichtungen (Erhebung durch TNS Infratest Sozialforschung), wurde durch ein zweistufiges geschichtetes Zufallsverfahren eine Substichprobe (Stufe 1: N=185 Heime; Stufe 2: N=86 Heime) für die vorliegende Untersuchung gewonnen. Davon nahmen 67,4 % (N=58 Heime) an der Studie teil (untersuchte Bewohnerzahl: 4.481; Durchschnittsalter: 82,6 Jahre; 78 % Frauen). Zentrales Untersuchungsinstrument war ein standardisiertes Pflege- und Verhaltensassessment (PVA), das durch qualifizierte Pflegekräfte bearbeitet wurde. Mittels des PVA wurden für alle Bewohnerinnen und Bewohner³ unter anderem die ärztlichen Diagnosen sowie der aktuelle Alkoholkonsum und Rauchen erhoben. </p><p> Ergebnisse: Im Mittel lagen bei 5,8 % der Bewohner (Spanne zwischen den Einrichtungen: 0–31 %) ärztlich diagnostizierte (lifetime) alkoholbezogene Störungen nach ICD-10: F10 vor. Aktueller riskanter Alkoholkonsum (>20 g/>30 g bei Frauen/Männern) wurde bei 0,3 % der Personen festgestellt. Die Wahrscheinlichkeit einer (lifetime) Alkoholdiagnose war positiv assoziiert mit: männlichem Geschlecht, jüngerem Alter, weniger sozialen Kontakten von außerhalb des Heims, geringerem Grad funktioneller Einschränkungen, tendenziell ausgeprägterer neuropsychiatrischer Symptomatik, häufigerem riskanten Alkoholkonsum sowie Rauchen und teilweise mit erhöhter somatischer Morbidität. </p><p> Schlussfolgerungen: Alkoholbezogene Störungen sind unter der Bewohnerschaft von stationären Altenpflegeeinrichtungen vergleichsweise häufig. Die Betroffenen bilden eine besondere Gruppe, die spezielle Anforderungen an Therapie und Versorgung stellt.
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