"Wohlfahrtsstaat und Infrastruktur – das Soziale organisieren"; Welfare state and infrastructure—organizing social policy
In: Soziale Passagen: Journal für Empirie und Theorie sozialer Arbeit, Band 14, Heft 1, S. 23-40
Abstract
ZusammenfassungDer deutsche Sozialstaat organisiert soziale Sicherung traditionell auf zwei höchst unterschiedliche Weisen: Zum einen über die erwerbsarbeitszentrierten staatlichen Sozialversicherungen, die typische Risiken im Lebenslauf für alle Erwerbstätigen und ihre Familien absichern, zum anderen über eine bedarfsgeprüfte Existenzsicherung und individualisierte Hilfen im Einzelfall. Diese wohlfahrtsstaatliche Komplementärkonstruktion ist durch sozioökonomische Veränderungsprozesse unter Druck geraten: Ein verringertes Wirtschaftswachstum, steigende Arbeitslosigkeit und die Alterung der Gesellschaft führten zu steigenden Ausgaben in der Sozialpolitik, die nicht durch ein entsprechendes Einnahmenwachstum kompensiert werden konnten. Sowohl das Sozialversicherungs- als auch das Grundsicherungssystem wurde entsprechend angepasst, wobei es nicht nur um die Kürzung von Sozialleistungen ging, sondern auch die normativen Sicherungsziele neu ausgerichtet wurden. Der reformierte Sozialstaat setzt auf Aktivierung, Eigenverantwortung und Selbstbestimmung – und zwar in allen Bereichen. Damit stellt sich auch grundsätzlich die Frage, inwiefern der deutsche Wohlfahrtsstaat in seiner Gesamtheit noch in der Lage ist, soziale Problemlagen aufzufangen. Aus einer ganzheitlichen Perspektive wird dafür plädiert, die Fragmentierung des sozialen Sicherungssystems zu überwinden und auf Basis von konkreten Problemkonstellationen die Organisation des Sozialen neu zu denken.
Sprachen
Deutsch
Verlag
Springer Science and Business Media LLC
ISSN: 1867-0199
DOI
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