Prävalenz psychischer Belastungen bei ukrainischen Flüchtlingen in Deutschland – Betrachtung von Geschlechterunterschieden; Prevalence of psychological distress among Ukrainian refugees in Germany—examination of gender differences
In: Prävention und Gesundheitsförderung, Band 19, Heft 3, S. 417-426
Abstract
Zusammenfassung
Hintergrund
Der Krieg in der Ukraine hat die weltweite Anzahl von Vertriebenen erhöht. Fluchterfahrungen und traumatische Erlebnisse können zu langfristigen psychischen Problemen führen. Die Prävalenz und der Schweregrad psychischer Belastungen variieren jedoch angesichts unterschiedlicher demografischer Faktoren. Weibliche Flüchtlinge erfahren aufgrund ihres Geschlechts häufig eine besonders starke Benachteiligung und psychische Belastung.
Methode
Im Rahmen einer Querschnittstudie wurden n = 389 Personen ab 18 Jahren befragt, die nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine in Deutschland Zuflucht gesucht haben. Zur Erhebung des allgemeinen Gesundheitszustands und der psychischen Belastungen sowie der sozioökonomischen und soziodemografischen Merkmale der Befragten wurde ein standardisierter Fragebogen, übersetzt in die ukrainische Sprache, eingesetzt.
Ergebnisse
Frauen bewerteten ihre psychische Gesundheit negativer als Männer. Etwa 52 % der Männer und 69 % der Frauen schliefen aufgrund von Sorgen "schlechter" oder "viel schlechter" als üblich. Von leichten bis schweren depressiven Symptomen sowie von Angst berichteten 85 % aller Teilnehmenden. Im Vergleich zu den Männern gaben die Frauen mehr als doppelt so häufig an, unter schweren Depressions- oder Angstsymptomen zu leiden.
Diskussion
Ein hoher Anteil der aus der Ukraine Geflüchteten weist psychische Belastungen auf. Bei den geflüchteten Frauen sind psychische Belastungen signifikant stärker ausgeprägt als bei den Männern. Weitere geschlechtersensible Studien sind erforderlich, um Faktoren zu ermitteln, die die Vulnerabilität von aus der Ukraine geflüchteten Frauen erklären können und Ansatzpunkte für präventive Angebote liefern.
Schlussfolgerung
Zur Sichtbarmachung von und Sensibilisierung für psychische Belastungen bei unkrainischen Frauen sollten Interventionen unter Berücksichtigung des Zusammenwirkens von (biologischen) Vulnerabilitätsfaktoren, geschlechtsspezifischen Postmigrationsstressoren und intersektionalen Diskriminierungen geplant und angeboten werden.
Sprachen
Deutsch
Verlag
Springer Science and Business Media LLC
ISSN: 1861-6763
DOI
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