Open Access BASE2020

City Farming – Urbane Landwirtschaft im städtischen Raum : Fallstudien zum Beitrag urbaner Landwirtschaft zur städtischen Gesellschaft und zum städtischen Raum

Abstract

Die Schweizer Landwirtschaft und ihre Betriebe stehen vor Herausforderungen in Bezug auf Wirtschaftlichkeit, Ernährungssicherheit und -Souveränität sowie auf Ökologie. Die Frage, inwieweit diese Aufgaben vom ländlichen Raum entkoppelt werden können sowie die Fokussierung auf die Frage, welche multifunktionalen Leistungen Urbane Landwirtschaft (LW) erbringen kann, bilden den Kern der Fragestellungen dieses Projektes. In vier qualitativen Fallstudien wird untersucht, auf welche Weise verschiedene Betriebe zur ökologischen Produktion von Nahrungsmitteln und Stadternährung beitragen und welche weiteren positiven oder negativen externen Effekte mit verschiedenen Formen von urbaner LW verbunden sein können. Der Fokus der vier Fallstudien liegt dabei auf der sozialen und gesellschaftlichen Dimension von Nachhaltigkeit, in Bezug auf die Unternehmungen, wie auch auf ihr städtisches Umfeld. Das Projekt geht der Frage nach, inwiefern Sozialkapital mit unternehmerischem Erfolg verbunden ist. Ein weiterer wichtiger Fragekreis beschäftigt sich mit der Rolle von Werten und Überzeugungen für die Entwicklung der Betriebsstrategien. Methodisch stehen neben der Dokumentenanalyse v.a. qualitative Leitfadeninterviews mit Vertretenden der Betriebe sowie mit Kunden/Besuchenden dieser Betriebe im Vordergrund. Die Interviews wurden transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet. In den Interviews wird zunächst eine Systemperspektive der Betriebe erfasst. In einer zweiten Interviewrunde wird der Fokus auf die normative und prozedurale Dimension gelegt. Mit einer Fokusgruppendiskussion wurde eine Diskussion und Vertiefung der Ergebnisse angestrebt. Bei zwei der untersuchten Fälle handelt es sich um traditionelle Familienbetriebe im städtischen Raum, bei den beiden anderen Fallstudien handelt es sich um "neue", nicht-konventionelle Betriebs- und Organisationsformen (die z.B. auch keine Betriebe im Sinne des Landwirtschaftsgesetzes darstellen). In den vier beschriebenen Fällen wird eine Vielfalt kreativer und nachhaltiger Betriebsstrategien entwickelt. Die eher traditionellen Betriebe haben sich der näher gerückten Stadt angepasst, die neu ansässigen Bauern gewinnen im Rahmen von Stadt eine kontrastierende Eigenart und Identität und zeigen eine innovative Anpassung an das neue Umfeld. Die beiden neuen, nicht konventionellen Betriebe sind in der Stadt entstanden und sind Ausdruck urbaner Kultur. Alle Betriebe weisen ein hohes Mass an positiven sozialen Externalitäten auf. Die sozialen Aspekte sind den Betreibenden äusserst wichtig, die aktiven Stadtbauern finden in den sozialen Aspekten Befriedigung und setzten diese auch gezielt für die Betriebsentwicklung ein. Alle vier Betriebe stellen Beispiele dar, die stark von Werthaltungen geprägt sind. Das soziale Gefüge der Betriebe korrespondiert mit diesen Werthaltungen. Nachhaltigkeitslösungen, wie sie für den Betrieb gefunden worden sind, werden von den befragten Personen auch für die Lösung der gesellschaftlichen und globalen Herausforderungen vorgeschlagen. Die Betriebe fühlen sich durch die Rahmenbedungen des Agrarsystems, sowie der Bau- und Zonenordnungen, eher gehemmt, als gefördert. Es fehlt eine regionale Landwirtschaftspolitik im Sinne einer urbanen LW-Strategie (oder einer Strategie für das städtische Ernährungssystem insgesamt).

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