Bildung und Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen
Abstract
Bis zur relativ späten Konstituierung des Landes NW (23.8.1946) vollzogen sich bereits einige wichtige bildungspolitische Entwicklungen. Fraglos hatten auch für die britische Besatzungsmacht die Ziele des Potsdamer Abkommens (Entnazifizierung, Entmilitarisierung, Demokratisierung des Schulwesens) hohen Rang; in der Praxis wurden sie jedoch ebenso wenig wie die Reedukationsforderungen nach grundlegender Schulreform, insb. nach Umgestaltung des Sekundarbereichs, nach Curriculum-reform, Chancengleichheit und Schulgeldfreiheit, konsequent und offensiv verfolgt. Der unmittelbare Ertrag der ersten zwei Jahre britischer Bildungspolitik beschränkte sich daher auf die zur Wiedereröffnung der Schulen und Universitäten erforderlichen Maßnahmen, deren Bedeutung angesichts der desolaten Verhältnisse nicht geschmälert werden sollte. Mittelbar bedeutete allerdings die "Überlebensorientierung", daß in dieser Phase die an der Wiederherstellung des traditionellen deutschen Bildungswesens interessierten Kräfte sich erfolgreich durchsetzen konnten. Als Ende 1946 entschiedenere reformpolitische Ansätze britischerseits sichtbar wurden, wurde die bisherige Entscheidungsbefugnis der britischen Militärregierung auf eine Beratungs- und Genehmigungsfunktion reduziert; angesichts des massiven Widerstands wichtiger deutscher politischer Akteure gegen die Durchführung des britischen Reformprogramms verloren die deutschen Reformbestrebungen um strukturelle Vereinheitlichung, Koedukation, Unentgeltlichkeit und Weltlichkeit des Schulwesens eine wichtige Stütze. Hinzu kam, daß NW bis Ende 1946 aus drei verschiedenen Verwaltungsgebieten bestand, die unter Oberpräsidenten und Regierungspräsidenten ihre Schulverhältnisse autonom regelten und vor Einrichtung eines Kultusministeriums (Ende 1946) bereits wichtige schul- und verwaltungsstrukturelle wie personalpolitische Entscheidungen getroffen hatten.
Themen
Sprachen
Deutsch
Verlag
Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr; Fakultät Geistes- und Sozialwissenschaften. Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft
Problem melden