Open Access BASE2020

Atomkraft international: Ausbaupläne von Newcomer-Ländern vernachlässigbar

Abstract

Atomkraft spielt in der globalen Primärenergieversorgung mit 4,4 Prozent eine geringe und rückläufige Rolle. Der aktuelle Kraftwerkspark ist überaltert, ca. 200 Abschaltungen im kommenden Jahrzehnt stehen lediglich 46 Neubauprojekte gegenüber. Dennoch verbreitet die Atomwirtschaft, insbesondere die World Nuclear Association (WNA), das Narrativ eines großen Interesses vieler Länder an der Neu-Einführung von Atomkraft. Die Realität sieht anders aus: Lediglich vier Länder bauen derzeit ihr erstes Atomkraftwerk, wobei alle Projekte stark subventioniert werden und um viele Jahre verzögert sind. Bei anderen potentiellen "Newcomern" sind die Pläne höchstens vage, wurden aufgegeben oder erheblich verschoben. Angesichts fehlender wirtschaftlich-finanziell begründeter Motivation wurde am DIW Berlin zudem eine empirische Analyse anderer Merkmale der potentiellen Neueinsteiger durchgeführt. Die Befunde legen nahe, dass diese Länder durch ein tendentiell gering ausgeprägtes Maß an demokratischer Freiheit charakterisiert sind, welches mit zentralen Machtstrukturen und schwacher Opposition einhergeht. Zudem liegt nahe, dass diejenigen Länder, die Atomtechnik exportieren, eher geopolitische Ziele verfolgen, derzeit vor allem Russland. Deutschland sollte innerhalb der internationalen Organisationen, vor allem der Internationalen Atomenergie- Organisation sowie EURATOM darauf hinwirken, dass der erstmalige Neubau von Atomkraftwerken nicht gefördert wird sowie sich auf die Durchsetzung von Sicherheitsstandards und ungelöste Fragen von Rückbau und langfristiger Lagerung für atomare Abfälle weltweit konzentrieren

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