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Der Autor vollzieht in seinem Aufsatz die Überwachung Ernst Blochs in Leipzig 1956/57 durch das Ministerium für Staatssicherheit der DDR nach (Operativer Vorgang "Wild"). Das Interesse der Stasi an Bloch setzte verstärkt im Oktober 1956 ein, als der ungarische Volksaufstand begann. Bloch nahm Anteil am Schicksal von Georg Lukacs und unterhielt Verbindungen direkt nach Ungarn sowie zu Wolfgang Harich und Walter Janka, die Lukacs nach Berlin holen wollten. Mit der Überwachung begannen die Angriffe auf Blochs philosophisches Werk, die von der Staatssicherheit gesteuert wurden und von Kollegen Blochs in die Tat umgesetzt wurden. Zusätzlich wurden Schüler Blochs unter Druck gesetzt und verfolgt. Darüber hinaus griffen Ulbricht und Hager Bloch an; deren Ausführungen wurden demonstrativ in der Zeitschrift für Philosophie abgedruckt, deren einer Herausgeber bis Ende 1956 Bloch gewesen war. Nach der von der Parteileitung am Philosophischen Institut organisierten Konferenz über "Fragen der Blochschen Philosophie" im April 1957 verlor Bloch seine Stellung als Institutsdirektor und wurde im August 1957 zwangsweise emeritiert. Nach einer weiteren Phase der Überwachung und Repression verließ der Philosoph im September 1961 die DDR. (ICC)

"In einer Welt, die immer stärker vernetzt ist, aber zugleich die Grenzen immer mehr schließt, steht Grenzüberschreitung auf der Tagesordnung. In diesem Kontext diskutiert der Mitherausgeber Autor die Blochschen Wurzeln im Werk Seyla Benhabibs. Die besondere Leistung der Menschenrechtlerin und Feministin besteht Brumlik zufolge darin, dass sie nicht das abstrakte Subjekt, sondern den wirklichen, immer spezifischen Menschen in den Mittelpunkt ihrer Theoriebildung stellt." (Autorenreferat)

In der Philosophie Blochs verkörpert die Zukunft das Reich der Freiheit, alle Träume und Wünsche des Menschen. Als Prinzip Hoffnung durchzieht diese Zukunft immer schon die Geschichte des Menschen und seiner Welt. Die Hoffnung entspringt der gegenwärtigen Verzweiflung des Menschen, der Reflexion über diese Verzweiflung und dem Entschluß, ihr entgegenzutreten. Im Einklang mit Marx bestimmt Bloch als Ziel allen menschlichen Denkens und Handelns die Beseitigung aller Verhältnisse, in denen der Mensch ein erniedrigtes Wesen ist. Als Marxist distanziert er sich jedoch von der Verwissenschaftlichung des Marxismus, weil seine utopische Komponente sich dadurch nicht mehr entfalten kann. Der Ansatz von Marx ist für ihn nur dann weiterführend, wenn der Mensch in jene zentrale Position zurückgebracht wird, die er bei Marx innehatte und aus der er mit der Verwissenschaftlichung des Marxismus vertrieben wurde. Der Humanismus ist für Bloch kein bloßes Problem der Ökonomie, deren Organisation er zwar als veränderungswürdig betrachtet, nicht jedoch als letzte Ursache für das Elend der Menschen. Mit dem Prinzip Hoffnung will er dem Marxismus ein verlorengegangenes Element wieder beifügen: das antizipierende Bewußtsein. Im Gegensatz zum offiziellen Marxismus stellt Bloch nicht die ökonomischen Verhältnisse, sondern das menschliche Subjekt in den Mittelpunkt seiner Theorie. Für ihn können die neuen Verhältnisse nur durch den neuen Menschen geschaffen werden, was besagt, daß es nicht damit getan ist, die Gesellschaftsverhältnisse umzuwerfen: der Mensch muß sich auch selbst umwerfen. (HH)