Der faktorielle Survey: Conjoint- und Vignettenanalyse
In: Methoden der Politikwissenschaft: neuere qualitative und quantitative Analyseverfahren, S. 133-143
Abstract
"Der faktorielle Survey stellt eine Kombination aus speziellen Datenerhebungs- und Datenauswertungstechniken dar. Im Rahmen der Datenerhebung werden den Befragten komplexe Stimuli zur Bewertung vorgelegt. Bei diesen Stimuli handelt es sich um verschiedene Varianten eines multiattributiven Untersuchungsobjekts, eines Objekts also, das über mehrere Eigenschaften verfügt. Die zu bewertenden Objektvarianten bestehen jeweils aus einer spezifischen Kombination von Ausprägungen der verschiedenen Objekteigenschaften und werden auf der Grundlage experimenteller Versuchspläne festgelegt. Dies erklärt das Adjektiv 'faktoriell' in der Bezeichnung des Verfahrens. Faktorielle Surveys werden zuweilen auch als dekompositionelle Verfahren bezeichnet. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die an die Datenerhebung anschließende Datenauswertung: In deren Rahmen wird ausgehend von den Globalurteilen über die verschiedenen Objektvarianten ermittelt, welchen Beitrag die Objekteigenschaften und deren Ausprägungen zur Gesamtbewertung des Untersuchungsobjekts leisten. Faktorielle Surveys sind folglich immer dann empfehlenswert, wenn die ganzheitliche Bewertung komplexer Objekte analysiert werden soll. Unter den Gattungsbegriff faktorieller Survey werden die Conjoint- und die Vignetten-Analyse subsumiert. Diese Verfahren beziehen ihre Namen aus der Bewertungsaufgabe (Consider Jointly) bzw. der Darbietungsform der Stimuli (Vignetten). Die beiden Verfahren sind weitgehend identisch und unterscheiden sich nur in einem Punkt: Im Rahmen der Conjoint-Analyse bewertet jeder Befragte alle Objektvarianten des experimentellen Versuchsplans, während diese im Rahmen der Vignetten-Analyse in Teilgruppen aufgeteilt und unterschiedlichen Befragungspersonen vorgelegt werden. Die Conjoint-Analyse ermöglicht folglich eine Auswertung auf der Individualebene, während die Vignetten-Analyse in aller Regel in aggregierter Form ausgewertet wird. Die Vignetten-Analyse ermöglicht dafür die Berücksichtigung einer größeren Zahl von Objekteigenschaften und Eigenschaftsausprägungen. Die Bewertung der Stimuli muss dabei zwingend mit dem Rating-Verfahren erfolgen, während im Rahmen der Conjojnt-Analyse auch das Ranking-Verfahren Anwendung finden kann." (Autorenreferat)
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