Systemtheorie der Medien
In: Theorien der Medien: von der Kulturkritik bis zum Konstruktivismus, S. 189-206
Abstract
Der Beitrag gibt einen Überblick über das Spektrum systemtheoretischer Ansätze in der Medien- und Kommunikationswissenschaft, wobei das Hauptaugenmerk der autopoietischen Systemtheorie N. Luhmanns und deren Anwendung im vorrangig modelltheoretischen Sinne liegt. Die Textstruktur folgt der vorgegebenen Gliederung für die einzelnen Lehrbucheinträge. 1. kurze Geschichte der jeweiligen Theorie-Traditionen. Beschrieben wird die Entwicklung von der allgemeinen Systemtheorie (L. v. Bertalanffy) über die Kybernetik als Lehre von der Steuerung von Systemen (N. Wiener) und die formallogische Präzisierung (G. Spencer Brown) bis zur Lehre von den sozialen Systemen (N. Luhmann) und deren Paradigmenwechsel hin zur Autopoiesis. 2. Grundbegriffe, Konzepte und Modelle (Grundbegriffe der Systemtheorie, Systemtypen, autopoietische versus allopoietische Systeme, segmentäre, stratifikatorische und funktionale Differenzierung, Funktionssysteme der Gesellschaft, Kommunikationsmedien, Sinngrenzen sozialer Systeme). 3. Anwendung in der Medienwissenschaft, geteilt in a) theoretische Anwendungen (Publizistik als autopoietisches System, Journalismus als soziales System, Massenmedien als soziales Funktionssystem) und b) empirische Anwendungen (Selbst- und Fremdsteuerung des Journalismus, Unterhaltung, das World Wide Web als System, Werbung und PR als Systeme, Intermediales Agenda Setting). 4. Kritik und Weiterentwicklung der Theorien. Als Haupteinwand gilt, die Systemtheorie sei eine affirmative, konservative Theorie, die gesellschaftliche Umwälzungen "theoriebautechnisch" nicht vorsehe. Als wahrscheinlich zukunftsträchtigste Theorie-Optionen gelten die "Akteur-im-System"-Ansätze, die versuchen im Sinne eines Mehrebenen-Modells Akteurs- und Systemtheorie (konkret bezogen auf den Journalismus) zu integrieren. (RG)
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