Serbische Medien und Kriegstreiberei im ehemaligen Jugoslawien
In: Krieg, Nationalismus, Rassismus und die Medien, S. 57-66
Abstract
Seit Slobodan Milosevic in der ersten Hälfte der 80er Jahre zu politischem Einfluß gekommen war, widmete er den Medien große Aufmerksamkeit. In seinem Beitrag beschreibt der Autor die Entwicklung der politischen Strategie von Milosevic und seine damit eng verbundene Medienpolitik. Diese bestand in der Anfangsphase im Kampf um die Kontrolle der Medien, in der Ausschaltung des kritischen Journalismus und schließlich in der vollständigen Instrumentalisierung der Medien für die Propaganda seiner nationalistischen Politik und für den Krieg. Wie die Medien die politische Propaganda der Machthaber verbreitet und für das Niveau des zu 50 Prozent "funktional analphabetischen" Publikums angepaßt haben, konnte anhand von Sprachanalysen offenbart werden. So wurde aus der "Sprache des Zorns" in der politischen Rhetorik die "Sprache des Hasses" in der (wahrscheinlich fingierten) Leserkolumne der Tageszeitung "Politika". Damit haben die Medien den Kriegsdiskurs vor dem Ausbruch des Krieges mit vorbereitet. Die Medien haben zugleich aber auch zum Scheitern der serbischen Kriegspropaganda beigetragen, da sie in der gesäuberten Form nicht professionell und intelligent genug waren. Abschließend erinnert der Beitrag an den Widerstand gegen den Mißbrauch der Medien. (PT)
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