Aufsatz(gedruckt)1992

Der Jesuitenstaat von Paraguay

In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 37, S. 25-32

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Abstract

"Nach der Gründung der jesuitischen Ordensprovinz Paraguay im Jahre 1604 errichtete die Societas Jesu mit Billigung König Philipps III. in Guaira, dem damals noch spanischen Gebiet des heutigen brasilianischen Bundesstaates Parana, ihre ersten Missionssiedlungen, die sogenannten Reduktionen. Durch die Überfälle der aus Sao Paulo kommenden Portugiesen, welche Zehntausende wehrloser Reduktionsindianer in die Sklaverei verschleppten, sahen sich die Jesuiten gezwungen, Guaira zu räumen, und gründeten im südlichen Paraguay sowie in der jetzigen argentinischen Provinz Misiones neue Reduktionen. Die Isolierung dieses Missionsgebietes, seine weitgehende Verwaltungsautonomie und das mit königlicher Erlaubnis aufgestellte indianische Heer, das weitere Angriffe der Paulistaner abwehrte, ließen ein staatsähnliches Gebilde entstehen, das jedoch zu keiner Zeit souverän war. Da das Wirtschaftssystem der Jesuiten mit den ökonomischen Interessen der spanischen Kolonisten konkurrierte und die Erziehung der Indianer den Vorstellungen der in Paraguay lebenden Spanier widersprach, kam es wiederholt zu schweren Konflikten, in denen aber die von den staatlichen Behörden unterstützten Jesuiten letztlich stets die Oberhand behielten. Als sich die Jesuiten jedoch gegen die im Vertrag von Madrid im Jahre 1750 vereinbarte Räumung einiger Missiossiedlungen wandten und die Reduktionsindianer zum bewaffneten Widerstand ermunterten, wurde diese Rebellion gegen die Krone von königlichen Truppen niedergeschlagen. Nach der Vertreibung der Jesuiten aus Hispanoamerika im Jahre 1767/68 verfielen die Reduktionen allmählich und wurden 1848 durch die paraguayische Staaatsregierung endgültig aufgelöst." (Autorenreferat)

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