Entscheidungsspielräume von Interviewern bei der Wahrscheinlichkeitsauswahl: ein Vergleich von ALLBUS-Erhebungen
In: Methoden, Daten, Analysen: mda ; Zeitschrift für empirische Sozialforschung, Band 1, Heft 2, S. 107-130
Abstract
'Eine ideale Wahrscheinlichkeitsauswahl würde genau festgelegten Regeln folgen. Beteiligte Personen müssten sich exakt an diese Regeln halten. Reale Wahrscheinlichkeitsauswahlen in der Sozialforschung jedoch werden auf der letzten Stufe meist von Interviewern durchgeführt, denen je nach Verfahren unterschiedliche Verhaltensspielräume entweder explizit zugestanden oder mangels hinreichender Kontrollen zumindest nicht verwehrt werden. Abhängig vom faktisch vorhandenen Spielraum benachteiligen Interviewer die schwerer erreichbaren Personen aufgrund des relativ höheren Aufwandes zur Kontaktaufnahme. Die dabei erzeugte 'Wahrscheinlichkeitsauswahl' ist verzerrt: Schwerer erreichbare Personen fehlen systematisch in umso größerem Umfang, je größer der Spielraum der Interviewer bei der Auswahl war. Diese Annahmen wurden anhand der 12 ALLBUS-Erhebungen von 1980-2000 überprüft: Bei direkter Auswahl von Personen aus Einwohnermeldeamtslisten (geringer Spielraum) fanden wir einen viel höheren Anteil der relativ schwer erreichbaren Personen als in haushaltsbezogenen Auswahlen wie z. B. nach dem ADM-Design (relativ großer Spielraum). Die Spielräume werden als partielle Rangordnung aus den Methodenberichten der 12 ALLBUS-Erhebungen abgeleitet. Die Auswahlverzerrungen zeigen sich durch den Grad der Abweichung von bekannten Verteilungsparametern, die definitorisch allein durch die Abgrenzung einer geeigneten Teilgesamtheit erzeugt werden.' (Autorenreferat)
Themen
Sprachen
Deutsch
ISSN: 2190-4936
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