Die Besteuerung von Ehepaaren in Deutschland: Ökonomische Effekte verschiedener Reformvorschläge
Abstract
Die Antwort auf die Frage nach einer effizienten und gerechten Ehegattenbesteuerung lässt sich aus steuersystematischer Sicht nicht allgemeingültig formulieren, sondern hängt in erster Linie von den zugrunde liegenden Annahmen und Normen ab. Auffällig ist, dass der Gesetzgeber widersprüchliche Regelungen im Steuer- und im Sozialrecht vorsieht. Das im Jahr 2008 geänderte Unterhaltsrecht legt nahe, dass Zweitverdiener in einer Ehe in eine Pfadabhängigkeit geraten können, wenn sie der Logik des Ehegattensplittings folgend während der Ehe nicht oder nur geringfügig erwerbstätig sind. Die ökonomischen Auswirkungen verschiedener Reformmodelle lassen sich mittels Simulationsrechnungen bestimmen. Eine Beschränkung der derzeitigen Regelung beispielsweise durch ein Ehegattenrealsplitting oder eine Individualbesteuerung mit übertragbarem Grundfreibetrag würde faktisch den Splittingeffekt begrenzen und daher vor allem Ehepaare schlechterstellen, bei denen ein Partner nicht oder in Teilzeit arbeitet. Die Arbeitsanreize für Zweitverdiener in der Ehe, also vor allem Frauen, könnten durch die Umstellung auf alternative Besteuerungsformen ohne begleitende steuerliche Entlastung nur graduell gesteigert werden. Für durchgreifende Verbesserungen wären weitere Maßnahmen zum Beispiel beim Angebot an Kita-Plätzen, bei Minijobs und der kostenfreien Mitversicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung erforderlich. ; How can spouses be taxed both efficiently and fairly? It is not possible to formulate a universally valid solution to this question from a pure tax system point of view, because it depends on the underlying assumptions and norms. What is striking in Germany is that fiscal and social legislation contain contradictory provisions. As amended in 2008, the law's position on alimony suggests that a marriage's secondary earner can become path dependent if, following the logic of income splitting, they are not, or only marginally, gainfully employed during the marriage. Simulations show the economic impact of different reform models. Limiting the present arrangement, for example, by allowing current spouses only the restricted degree of joint taxation applicable to alimony payments or by introducing individual taxation with a transferable basic tax allowance would limit the splitting effect and therefore particularly penalise marriages where one partner works only part-time or not at all. The work incentives for second earners, and thus especially for women, could only be gradually increased by switching to alternative forms of taxation without accompanying tax relief. For radical improvements, further measures would be necessary, for example relating to the supply of day care centre places and to mini-jobs and free joint-membership of the statutory health insurance system.
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Sprachen
Deutsch
Verlag
Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
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