Im ersten Themenblock geht es um Regionale Entwicklungskonzepte und Städtenetze als Instrumente und Aktionsfelder der Landes- und Regionalplanung. Die inhaltliche Palette reicht von generellen Möglichkeiten des Einsatzes informeller Instrumente zur Anregung und Koordinierung regionaler Entwicklungsprozesse, über Impulse für eine handlungs- und umsetzungsorientierte Weiterentwicklung der Regionalplanung durch Städteverbünde und Regionale Entwicklungskonzepte in Sachsen, bis hin zu Teilraumgutachten als Instrument bayerischer Landes- und Regionalplanung. Im zweiten Themenblock steht die Frage im Vordergrund, inwieweit Regionalpolitik als Zukunftsaufgabe der Regionalplanung verstanden werden muß. Dabei werden Formen regionaler und interkommunaler Zusammenarbeit, Regionalmanagement und regionale Förderstrategien behandelt. Ein zusammenfassender Ausblick über Regionale Entwicklungskonzepte und Maßnahmenprogramme als wichtige Aktionsfelder der Landes- und Regionalplanung sowie der Kommunalentwicklung in Sachsen rundet den Band ab.
Anfang 2007 wurde in Dänemark die landesweit etablierte Regionalplanung im Zuge einer tiefgreifenden Verwaltungs- und Gebietsreform abgeschafft. Die Steuerung der Raumnutzung haben die Kommunalpläne der 98 deutlich vergrößerten Kommunen übernommen. Die fünf neuen Regionen müssen seitdem Regionale Entwicklungspläne mit einem vorrangig strategischen Charakter aufstellen. Sie sollen Perspektiven der Entwicklung und Möglichkeiten zum gebündelten Kräfteeinsatz aufzeigen und ein Leitbild der Regionalentwicklung vermitteln. Aus der dänischen Entwicklung, die auch als Kritik an den bisherigen Regionalplänen zu sehen ist, lässt sich für die deutsche Diskussion die Empfehlung ableiten, Regionalpläne um Zukunftsvisionen und die Darstellung strategischer Handlungsfelder zu ergänzen, um Orientierung in einem immer komplexer werdenden globalisierten Umfeld zu bieten.
Ländliche Räume stehen vor der vielschichtigen Herausforderung, vom Wachstum der metropolitanen Räume nicht abgehängt zu werden. Die durch die EU geförderte Regionalisierung verschiebt Handlungserfordernisse zunehmend von der lokalen auf eine interkommunale sowie regionale Ebene. Zur Bewältigung der zentralen demografischen, sozialen und ökonomisch-strukturellen Aufgabenstellungen bedarf es der konsequenten und zielorientierten Bündelung aller regionalen Kräfte. In der Regionalentwicklung ist derweil jedoch festzustellen, dass sich zahlreiche regionale Initiativen etablieren, die in räumlicher und thematischer Überschneidung parallel zueinander Regionalentwicklung betreiben, ohne miteinander abgestimmt zu sein. Eine koordinierte Ausrichtung auf gemeinsame Ziele der Regionalentwicklung und mit Blick auf eine gesamtregionale Profilierung erfolgt nicht. Dies steht dem Anstreben nach einer koordinierten Regionalentwicklung kontraproduktiv entgegen. Ländliche Entwicklungsinitiativen wie insbesondere LEADER sind ihren ursprünglich landwirtschaftlich-stämmigen Kinderschuhen entwachsen. Ihre regionalen Entwicklungskonzepte, Projekte und Maßnahmen zeigen in weiten Teilen regionale Wirkungsweise. Weisen konkrete LEADER-Projekte Raumbedeutsamkeit auf, dann kann sich die für den Raum jeweils verantwortliche Regionalplanung auf raumordnungsrechtliche Kooperationslegitimationen berufen. Solche Kooperationen zwischen LEADER und Regionalplanung finden in der aktuellen Praxis der Regionalentwicklung jedoch nicht statt. Die daraus resultierenden 'Parallelstrukturen der Regionalentwicklung' stehen der Forderung nach einer Bündelung der regionalen Kräfte direkt entgegen. Mit Blick auf die Lösung der benannten demografischen, sozialen oder wirtschaftlichen Herausforderungen im ländlichen Raum ist eine abgestimmte koordinierte Regionalentwicklung jedoch unbedingt erforderlich. Nicht zuletzt kann durch optimierte Kooperationsstrukturen im regionalen Raum beispielsweise die Effizienz von generierten Fördermitteln wesentlich gesteigert werden. Nur durch die Effizienz der Fördermittel und der Entwicklungsstrategien wiederum können synergetische Prozesse initiiert werden und die ländlichen Räume als gemeinsamer Potenzialraum profitieren. Mit der Optimierung der organisatorischen Rahmenbedingungen zum Miteinander von Regionalplanung und ländlichen regionalen Entwicklungsprozessen (neben LEADER vor allem ILE) können strategische Allianzen der Regionalentwicklung gefördert werden. Bleiben diese wichtigen Weichenstellungen künftig weiterhin aus, könnten die ländlichen Räume zunehmend an Bedeutung verlieren. Nur durch die gebotene organisatorische und thematische Bündelung regionaler Initiativen und Ressourcen sind die Herausforderungen bestmöglich zu meistern und eine koordinierte Regionalentwicklung praktikabel.
In NRW haben sowohl die Regionalplanung als auch integrierte Ansätze der Regionalentwicklung, wie z.B. die REGIONALE NRW, eine lange Tradition. Das bisherige Nebeneinander soll im Sinne eines besseren Zusammenwirkens von Regionalplanung und Regionalentwicklung mit dem Ziel eines "guten Raumzustandes" überwunden werden. Elemente einer neuen Praxis könnten etwa ein "Brückendokument" (z.B. Raumbild) zur Vermittlung zwischen Regionalplanung und -entwicklung sowie eine eigenständig handlungsfähige organisatorische Verankerung des Prozessmanagements sein. Unabdingbar dafür sind eine entsprechende politische Legitimation und ein Wille zur regionalen Zusammenarbeit.